Vor-DENKEN - Philosophie

Denken ist nichts Neues. Denken nach Regeln kann ein hilfreicher Widerspruch sein.

Zusammen denken ! Nicht zusammendenken !
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Vor-DENKEN

MiMi:
Ja. Denken nach Regeln kann sehr hilfreich sein. Viele Regeln - besser: Methoden - bieten sich an.
Allerdings gilt auch:

"Man kann zum Vorteile der Regeln viel sagen, ungefähr was man zum Lobe der bürgerlichen Gesellschaft sagen kann.
Ein Mensch, der sich nach ihnen bildet, wird nie etwas Abgeschmacktes und Schlechtes hervorbringen, wie einer, der sich durch Gesetze und Wohlstand modeln läßt, (...);
dagegen wird aber auch alle Regel, man rede was man wolle, das wahre Gefühl von Natur und den wahren Ausdruck derselben zerstören!"
(Goethe, Werther)

MiMi:
Werthers Worte haben Geschichte geschrieben... manche Sportler wollen auch Geschichte schreiben.
Im Kontext der Regeln ist das hier im Augenblick interesssanter:

"Was kümmert dich, ich bitte dich, die Regel, nach der der Feind sich schlägt: wenn er nur wieder vor dir, mit allen seinen Fahnen, rückt?
Die Regel, die ihn schlägt, das ist die höchste!"
(Kleist, Prinz von Homburg)

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MiMi:
Dass der Zweck die Auswahl der Mittel bestimmt, wenn man erfolgreich sein will bei der Verfolgung der Zwecke, ist klar, sinnvoll, pragmatisch und in dieser Hinsicht richtig.
 
Dass der Zweck die Auswahl der Mittel rechtfertigt, ist eine andere Aussage. Etwas rechtfertigen heißt, es mit „Recht“ zu versehen. Das ist erst einmal auf zweierlei Weise möglich, nämlich - so sagt man - in legaler Hinsicht oder aber in legitimer Hinsicht. Hier wird ein ganz wichtiger Unterschied bei der Beurteilung einer Rechtfertigung angesprochen:
 
 
Etwas kann legal (Gegenteil: illegal) sein, also von Gesetzes wegen erlaubt, - etwas kann andererseits legitim (Gegenteil: illegitim) sein, also vor einem Gewissen verantwortbar. Beide Sichtweisen können sich in einer Sache gegenüberstehen, einen Konflikt ausmachen..
 
Beispiel:
Als Kriegsdienstverweigerer durfte der Schreiber dieser Zeilen 1968 den Dienst mit der Waffe in der Bundeswehr ablehnen. Er musste andere Arbeiten verrichten, z.B. Toiletten und Duschräume reinigen, musste also nicht lernen, wie man Menschen tötet. Bei einer dann anstehenden offiziellen Prüfung wurde er nicht anerkannt als Kriegsdienstverweigerer. Er sollte dann, zurück in der Kaserne, an der Schießausbildung teilnehmen, P 8 und so. Er lehnte ab, weigerte sich, verwies auf seine Berufungsverhandlung etc, es nützte nichts, er musste schießen, so der Gesetzestext, da er„durchgefallen“ war.
 
Der Schreiber dieser Zeilen lehnte ab, seine Gewissensentscheidung hatte sich ja nicht verändert, Sein Handeln in dieser Lage war legitim, also vor seinem Gewissen verantwortbar. Erlaubt, also legal, war es nicht. – Er wurde mehrfach verurteilt, z. B. mehr als 60 Tage Arrest usw.  Drohungen und Schikanierungen, damals üblich, kamen hinzu zu Hauf.

"Im Reiche der Zwecke hat alles entweder einen Preis oder eine Würde."

Das Angebot seines Kommandeurs:
Kein Waffendiernst, aber Dienst in der Schreibstube,
lehnte er verständlicherweise ab. Legitimität war dem Schreiber wichtiger.
Man hatte die Möglichkeiten des Schreibers erkannt, man hoffte auf ein Arrangement,


… um es abzukürzen: Die Anerkennung folgte ein paar Wochen später und der Schreiber dieser Zeilen leistete zivilen Ersatzdienst in Bethel, Haus Morija, konnte die „Kleine Krankenpflege“ ablegen. Klein war die in Bethel bestimmt nicht. Formte ihn, wahrscheinlich fürs Leben.
Haus Morija, Bethel / Bielefeld-Gadderbaum


Das führt mich zu einem anderen Gedanken in Sachen „Gerechtigkeit“.
Was hat man von einem Egoismus zu halten? Man spricht sogar von einem gesunden.
 


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